Production Economics Group

Europäische Subventionen für Ernteversicherungen berücksichtigen potentielle Umwelteffekte nicht

Image by aleksandarlittlewolf on Freepik

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Authors: Tobias Dalhaus, Junjie Wu, Niklas Möhring*

Europäische Subventionen für Ernteversicherungen berücksichtigen potentielle Umwelteffekte nicht

Die Europäische Union zielt auf eine Halbierung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes bis 2030 ab und verschiedene Studien zeigen, dass hierzu holistische Politikmaßnahmen notwendig sind, um ungewünschte Nebeneffekte einzelner Maßnahmen wie das Verbot einzelner Mittel zu verhindern (https://agrarpolitik-blog.com/2018/10/12/agrarpolitik-wie-weiter-im-pflanzenschutz/ https://www.nature.com/articles/s43016-020-00141-4 ). Eine kürzlich in der Zeitschrift Nature Plants erschienene Studie fordert allerdings einen Schritt weiterzugehen. Laut den Autoren haben nämlich nicht nur PSM Politikmaßnahmen Einfluss auf den PSM Aufwand, sondern auch subventionierte Versicherungen können einen Anreiz für mehr PSM Einsatz schaffen.

Die Autoren zeigen auf, dass sich die gemeinsame Agrarpolitik der EU seit 2007 vermehrt gegenüber einer Versicherungssubventionierung geöffnet hat. Mitgliedsstaaten nutzen seither diesen Subventionskanal was zu erwarteten jährlichen Ausgaben von rd. 500 Millionen Euro für die Jahre 2024-2027 in der gesamten EU geführt hat. Die Legislative begründet diese Unterstützung mit einem Klimawandel bedingt größer werdenden Wetterrisiko und mit dem systemischen Charakter vieler Wetterereignisse. Systemische Risiken, wie Europaweite Spätfröste oder sommerliche Hitzewellen, sind für Versicherer oft mit teuren Rückversicherungen verbunden.

Bei dieser Subventionierung bleiben potentielle Nebeneffekte auf die Umwelt und Konflikte mit anderen Politikzielen, wie zB die Reduktion der Umweltbelastung durch Pflanzenschutzmittel- und Düngerüberschüsse, unberücksichtigt. Vermehrte Subventionierung macht zwar den Kauf einer Versicherung attraktiver, doch damit einher können auch Umwelteffekte durch insgesamt drei Mechanismen gehen. Erstens aufgrund eines veränderten Input Einsatzes pro Hektar. Zweitens durch einen Shift zu risikoreicheren und input-intensiven Kulturen. Drittens durch die Urbarmachung von ansonsten ungenutzten Flächen. Die aktuelle Gesetzgebung zur Versicherungssubventionierung ignoriert diese gut dokumentierten Einflüsse.

Die Autoren schlussfolgern, dass die Gemeinsame Agrarpolitik umgehend einem holistischen Ansatz folgen sollte der Umwelteffekte von Versicherungssubventionen vermeidet. Insbesondere sollten Einflüsse auf Landnutzung und Inputeinsatz vermieden und Anreize zu nachhaltigen und klimaresilienten Praktiken gesetzt werden.

Referenzen:

Dalhaus, T., Wu, J., Möhring, N. (2023). Rapidly growing subsidization of crop insurance in Europe ignores potential environmental effects. Nature plants. https://doi.org/10.1038/s41477-023-01569-9

Möhring, N., Ingold, K., Kudsk, P., Martin-Laurent, F., Niggli, U., Siegrist, M., … & Finger, R. (2020). Pathways for advancing pesticide policies. Nature food, 1(9), 535-540.

*Affiliationen der Autoren:

Tobias Dalhaus, Business Economics Group, Wageningen University and Research, The Netherlands

Junjie Wu, North Carolina State University, USA

Niklas Möhring, Production Economics Group, University of Bonn, Germany

Ansprechpartner: tobias.dalhaus@wur.nl

Dieser Beitrag ist zeitgleich auch auf dem Agrarpolitik Blog erschienen: https://agrarpolitik-blog.com/2023/11/24/europaische-subventionen-fur-ernteversicherungen-berucksichtigen-potentielle-umwelteffekte-nicht/

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